Die Freimaurerei

Was ist Freimaurerei?

Die Freimaurerei entstammt der Tradition der früheren Steinmetze, die mit künstlerischem Geschick an den Dom- und Kirchenbauten mitgewirkt haben. Heute stehen wir diesen mit Faszination gegenüber.

Beim Betrachten und Durchschreiten solcher Bauwerke kommen uns vielleicht folgende Fragen in den Kopf:

Wie haben es die beteiligten Menschen wohl geschafft, solche Gebäude zu erbauen?

Wer war der Architekt?

Wie konnte der Bau ohne moderne technische Hilfsmittel möglich sein?

Welche Werkzeuge und Kenntnisse waren von Nöten?

Wie konnte der Bau finanziert werden?

Wie viele Menschen waren aktiv am Bau beteiligt?

Wieviel Arbeit und wieviel Mühe von jedem Einzelnen muss wohl in die Erschaffung dieser Gebäude geflossen sein?

Diese „Kunsthandwerker“ waren vermutlich keine einfachen Handwerker, sie waren Spezialisten und freie Männer. Frei darum, weil sie zum Bau dieser Gebäude ihre Heimat verlassen durften, was zu jener Zeit keine Selbstverständlichkeit war. Während der Bauzeit lebten sie in sogenannten Bauhütten; englisch: Lodges, deutsch: Logen!

Durch das Reisen, den Umgang mit speziellen Werkzeugen und die Beschäftigung mit Symbolen, war es den Steinmetzen möglich über den „Tellerrand“ hinauszuschauen. Als sich die Zeit der Dom- und Kirchenbauten seinem Ende zuneigte, entwickelten sich die Logen immer mehr zu Stätten der Diskussion. Die „spekulative Maurerei“ war geboren. Gebaut wurde nun am „Geistigen“ und an den noch heute gültigen vorgenannten Grundidealen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.

Damals war dies im Übrigen alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Freie Meinungsäußerung und das Infragestellen der Autoritäten war mitunter lebensgefährlich.

Die Epoche der Aufklärung veränderte das Denken, das Wissen und das Leben. Und so haben vielleicht auch freimaurerische Ideale als Grundmotive der französischen Revolution gedient.

Oft gebraucht wird die alte englische Definition:

Was ist Freimaurerei?
Daheim ist sie Güte,
im Geschäft ist sie Ehrlichkeit,
in Gesellschaft ist sie Höflichkeit, bei der Arbeit ist sie Anständigkeit!
Für den Unglücklichen ist sie Mitleid,
für den Schwachen ist sie Hilfe,
für den Starken ist sie Vertrauen.
Dem Gesetz gegenüber ist sie Treue,
gegen das Unrecht ist sie Widerstand.
Beim Reuigen ist sie Verzeihen,
für den Glücklichen ist sie Mitfreude.
Vor Gott ist sie Ehrfurcht und Liebe.

Auch heute will sich die Freimaurerei mit den Themen der Zeit auseinandersetzen, versucht, Antworten auf aktuelle und auch existenzielle Fragen zu finden und hinterfragt sich immer wieder aufs Neue selbst. Dies alles, ohne dabei den Bezug zu ihren traditionellen Wurzeln zu verlieren.

Die Werkzeuge der Freimaurerei, wie beispielsweise Hammer, Kelle, Winkelmaß, Senkblei und Reißbrett, besitzen heute eher symbolischen Charakter. So kann die Maurerkelle beispielsweise bildlich dazu dienen, die Risse in unseren Herzen zu versiegeln. Um sich in einer stetig verändernden Welt zurechtzufinden, muss der Mensch in der Lage sein, andere Perspektiven einzunehmen zu können. Er muss bereit sein, wieder und immer wieder „ausgetretene Pfade“ zu verlassen, flexibel und offen für Meinungen und Denkweisen anderer Menschen sein und alles Starre im Kopf, jegliche vermeintliche Selbstverständlichkeit hinterfragen. Verbindet uns dies nicht auf interessante Weise mit den alten Steinmetzen?

Um sich dabei nicht selbst zu verlieren – und weil es quasi unmöglich ist, eine „geistige Kathedrale“ ganz alleine zu errichten – können wir uns im Kreis der gleichgesinnten freimaurerischen Gemeinschaft gleichwohl geborgen fühlen, uns austauschen, gegenseitig beraten und gemeinschaftlich wachsen. Die Freimaurerei selbst bleibt dabei auch immer eine Frage ganz persönlicher Betrachtung und kann somit für jeden eine andere Bedeutung haben.

Selbst die moderne freimaurerische Arbeit unterstützen sehr alte rituelle Abläufe. In extra hergerichteten Tempeln (Tempus, lat. = Zeit, Tempel = auch interpretierbar als ein Ort, an dem man sich bewusst Zeit für etwas nimmt) treffen wir uns. Wir nennen diese Zusammenkünfte Tempelarbeiten. Jede Loge verfügt über solch einen Tempel. Die Abläufe sind trotz unterschiedlich praktizierter Lehrarten nahezu identisch, sodass sich Freimaurer unabhängig von ihrer eigenen Mutterloge, weltweit zuhause fühlen können, wenn sie in der Ferne eine Loge besuchen. Wir sprechen von einer weltumspannenden und verbindenden Freimaurerkette.